Ich bin etwas überrascht, dass #1 soviel Unterstützung erfährt, da die dortigen Aussagen von irrigen Prämissen ausgehen und unrichtige Aussagen getroffen werden.
#1: Ein Wörterbuch ist kein Grammatiklehrbuch.
Korrekt. Ich sehe allerdings nicht, wo vorgeschlagen würde, aus dem Wörterbuch ein Grammatiklehrbuch zu machen. Das Motto für das Folgende ist zwar per se korrekt, aber leider irrelevant
#1: Die Übereinstimmung von verschiedenen Wortarten ist reine Grammatik, ebenso die Unterscheidung, ob ein Possessivpronomen Teil einer Wendung ist oder variabel angepasst werdend muss oder - was noch viel häufiger vorkommt - ob "etwas" veränderbar (z.B. etw. finden) oder unveränderbar ist (z.B. "etwas zu verbergen haben" oder "etwas dagegen haben").
Du übersiehst offenkundig, dass das Wörterbuch diese "rein grammatische" Unterscheidungen aus lexikalischen(!) Gründen längst trifft: In festen Wendungen ist das "etwas" ausgeschrieben, wenn [etwas] dagegen Platzhalter für ein zu deklinierenden Nomen ist, steht die Abkürzung "etw." und vielfach (hochgestellt) der relevante Kasus. Vgl. etwa diese Einträge:
to be averse to doing sth. --- etwas dagegen haben, etw.ᴬᵏᵏ zu tun
to object to sth. --- etwas an etw.ᴬᵏᵏ auszusetzen haben
Siehe Wörterbuch: etwas dagegen haben
Hier wird mitnichten Grammatik gelehrt, es werden vielmehr elementare lexikalische Unterschiede zwischen feststehenden und variablen Wörtern vermittelt. Natürlich erscheinen deutschen Muttersprachlern solche Unterscheidungen evident, für Nichtmuttersprachler sind es hingegen genau solche Informationen, die ein Wörterbuch erst nutzbar machen. Denn in Grammatiklehrbücher steht nichts darüber, welches "etwas" oder "seiner" stets unverändert bleibt und welches "etwas" ein Platzhalter ist oder welches "seiner/es/em" ggf. auch "ihrer/es/em" lauten kann.
#1: Die angeführte Wörterbuchdarstellung von alternativen Genera ist ein großes Problem. Sie ist redundant (enthält immer wieder dieselben bekannten Grammatikangaben) bläht das Wörterbuch auf und macht es unübersichtlich und schwer benutzbar, weil in einem Wörterbuch niemand nach Grammatikinformationen sucht, sondern möglichst schnell und prägnant lexikalische Inhalte auffinden will.
Ein größeres Problem sehe ich im geschilderten Verzicht auf elementare Information. Du hast recht, dass LEOs Urversion aus schlichtesten Wortlisten bestand und damit "möglichst schnell und prägnant lexikalische Inhalte auffinden" ließ. Diese für manche (insb. erfahrene Verwender beider Sprachen ) nützliche Schlichtheit, ließ allerdings weniger bewanderte Spachlernende vielfach im Regen stehen. Daher wurden seit LEOs Kindertagen zahlreiche Zusatzinformationen ins Wörterbuch integriert. Willst du du nun der Übersichtlichkeit wegen die in den letzten Jahrzehnten integrierten weiblichen Formen deutscher Personenbezeichnungen wieder entfernen?
farmer --- der Bauer | die Bäuerin Pl.: die Bauern, die Bäuerinnen
Siehe Wörterbuch: Bauer
Oder die vorhandenen Verbgrundformen, Kasusinformationen bei dt. reflexiven Verben, die drei Geschlechter bei Pronomen und einzelnen dt. Adjektiven? Es sind meiner Überzeugung nach nicht grammatische Hinweise (≠Verbtabellen, Deklinationstabellen, Grammtiklehrbuch) die das Wörterbuch aufblähen und unübersichtlich machen, sondern die Fülle irrelevanter Suchergebnisse durch die wachsende kleinteiligen Fachvokabulars (das seltenst je gesucht werden dürfte, wegen Einzelwortüberstimmung aber sehr häufig in anderweitigen Suchergebnissen auftaucht, diese aufbläht und verunklart).
#1: Nach derselben Logik könnte man fordern, sämtliche Zeitformen bei Verben und sämtliche Adjektivformen einzutragen.
Ein klassisches "straw man argument". Weder habe ich das gefordert, noch entspricht es der vorgetragenen Logik. Denn jene grammatischen Informationen sind problemlos in den per Wörterbuch verlinkten Tabellen bzw. der Grammitkdarstellung nachzuschlagen.
#3: ...nicht politischen Ambitionen zu folgen, um "Geschlechtergerechtigkeit" durchzusetzen.
Bitte den Ball flach halten (i.e. nicht mutwillig aus einer Sachfrage eine ideologische Debatte machen): Mir geht es ausdrücklich nicht um "Geschlechtergerechtigkeit", sondern die Nutzbarkeit des Wörterbuches für Nichtmuttersprachler des Deutschen.
#3: Sollte irgendein:e Übersetzer:in glaubhaft bezeugen, dass er/sie mit dem Eintrag nichts anfangen kann, weil nur das männliche Personalpronomen genannt wird, sollte er/sie nochmal über seine/ihre Berufswahl nachdenken.
Du meinst also, dass LEO nur etwas für professionelle Übersetzer (m/w/d) ist? Ich habe ein anderes Verständnis des Wörterbuchs und des Geistes von LEO (und habe sarkastische Entgegnungen wieder gelöscht.)
#4: "One's" stands in for all the possessive adjectives."
Genau das ist mein Argument, siehe 2. Satz des OP. Bei den kursiven Beispiel-Einträgen zuvorderst im OP bezog ich mich ausschließlich auf die feststehenden deutschen Formulierungen.