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    Falscher Eintrag in LEO?

    funeral expression - Leichenbittermiene

    Falscher Eintrag

    funeral expression - Leichenbittermiene

    Korrektur

    doleful expression

    -

    Leichenbittermiene


    Kommentar
    "Funeral expression" wird von englischen Muttersprachlern garantiert nicht verstanden, auch wenn es ca. 4 sehr zweifelhafte Google-Treffer dafür gibt (die haben wahrscheinlich in LEO nachgeguckt).
    "Leichenbittermiene" hat auch ein wenig den Beigeschmack von unaufrichtiger, gespielter Trauer.
    Hier eine Erklärung zum Begriff des "Leichenbitters":
    http://www.pilartz-koeln.de/html/leichenb.htm
    "Im 19. Jh. wurden Leichenbitter von den Hinterbliebenen beauftragt und bezahlt. Sie gingen von Haus zu Haus - bei Todesfällen in reichen Kölner Familien durch die ganze Stadt - um Verwandte, Bekannte und Nachbarschaft „zur Leiche zu bitten“, d.h. zur Beerdigung und zum Leichenschmaus einzuladen.
    Wir kennen heute noch die Anspielung im Begriff der „Leichenbitter-Miene".
    VerfasserClaudia Sch.24 Okt. 07, 16:06
    Vorschläge

    funereal expression; woebegone face; doleful expression

    -

    *



    Kontext/ Beispiele
    Wenn man den Ausdruck richtig schreibt, "funereal expression", dann liefert Google immerhin 224 Beispiele.

    http://www.google.de/search?hl=de&q=%22funere...

    Auch der Muret-Sanders kennt "funuereal expression" für Leichenbittermiene; daneben auch "woebegone face".

    Oxford Duden liefert "doleful expression".
    Kommentar
    *
    #1VerfasserMiMo (236780) 24 Okt. 07, 16:29
    Vorschläge

    funereal expression, mournful expression

    -

    Leichenbittermiene



    Kommentar
    Hey, danke MiMo, wieder was gelernt. Wäre nicht drauf gekommen, dass hier die Schreibweise nicht stimmt.
    Random House Dictionary of the English Language hat dazu diesen Eintrag:
    funereal
    1. of or suitable for a funeral
    2. mournful, gloomy, dismal (a funereal aloofness that was quite chilling)


    #2VerfasserClaudia Sch.24 Okt. 07, 16:43
    Kommentar


    16 Jahre später:


    Muss noch korrigiert und ggfs erweitert werden im LEO-Wörterbuch:

    funeral --> funereal


    Diskussion in link kam heute hier:

    Siehe auch: Trauermiene - funereal expression

    #3VerfasserSeltene Erde (1378604)  06 Jun. 23, 16:23
    Kommentar

    Die Statistik in #4 ist nicht korrekt. Dort wurde im ganzen (also auch nichtmuttersprachlichen) Internet gesucht, und dort sind es ganze 104 Treffer. Auf muttersprachlichen Domänen überschreiten die Treffer nicht einmal die Geringfügigkeitsgrenze:


    15 auf .uk ("funereal expression" site:uk - Google Suche)

    1 auf .us ("funereal expression" site:us - Google Suche)

    13 auf .au ("funereal expression" site:au - Google Suche)

    5 auf .ca ("funereal expression" site:ca - Google Suche)


    Eine Korrektur müsste also auf jeden Fall den Hinweis /sehr selten/ enthalten, wenn sich denn die beiden Ausdrücke überhaupt in ihrer Bedeutung entsprechen. "Leichenbittermiene" hat ja den Beigeschmack von unaufrichtiger, gespielter Trauer. Sehen die englischen Muttersprachler das auch bei "funereal"? Wenn nicht, bin ich für das ersatzlose Streichen des Eintrags, auch unter dem Eindruck der einheilligen Einordnung als unidiomatisch von den NES in der verlinkten Diskussion.

    #4VerfasserRominara (1294573)  06 Jun. 23, 16:34
    Kommentar

    Rominara spricht in Rätseln (und weigert sich Persönliche Mittelungen entgegenzunehmen, die dezent darauf hinweisen könnten):


    #4: Die Statistik in #4 ist nicht korrekt.

    [Es folgt eine Statistik]


    Soll das eine moderne Version des Kreter-Paradoxons werden oder worauf beziehst du dich?

    #5VerfasserAchim Almschreck (1359109)  06 Jun. 23, 16:54
    Kontext/ Beispiele

    Leichenbittermiene war/ist die Miene, die früher ein

    Leichenbitter machte:


    Leichenbitter: historisch Person, deren Aufgabe es war, besonders die Nachbarn und Freunde über jmds. Tod zu informieren (und die Beerdigung zu organisieren)


    Leichenbittermiene

    umgangssprachlich sehr trauriges Gesicht

    Beispiele:

    eine Leichenbittermiene haben, aufsetzen

    Aus dem Staunen war ein Lachen und Johlen geworden, nur ich behielt meine Leichenbittermiene bei [ Welk, Hoher Befehl, 131]


    Die Leichenbittermiene bedeutet keineswegs eine "unaufrichtige, gespielte Trauer", sondern ein dem traurigen Anlass entsprechender ernster Gesichtsausdruck. Wer eine Todesnachricht zu überbringen hat, kann das nicht lächelnd, schmunzelnd oder grinsend tun, sondern er muss ernsthaft, nüchtern, betrübt auftreten und wirken.

    Kommentar

    https://www.collinsdictionary.com/dictionary/...

    English translation of 

    'Leichenbittermiene

    (inf) mournful or doleful expression


    #6VerfasserMiMo (236780) 06 Jun. 23, 19:00
    Kontext/ Beispiele

    He was gazing gravely over the round bald head, and his face wore a funereal expression which contrasted ludicrously with the clucking sounds he was making to the attentive and interested baby. 

    One Man in His Time 


    Even Minu, who had never met him but had heard a lot about him in the two days she had been in the school, had a funereal expression on her face

    Howzzat Butterfingers! 


    Pushkin, waiting for her at the main hatch, noticed the somber, almost funereal expression on her face and whatever questions he may have had died before they escaped his lips.

    The Path of Duty 


    The Buddha, the Lord over suffering, did not have a funereal expression on his face when he explained to his followers the import of dukkha, suffering; far from it his face was always happy, serene and smiling, for it showed his contented mind: Happy, indeed, we live, We who have no burdens. On joy we ever feed Like radiant deities.

    The Buddha’s Ancient Path 

    Kommentar

    Da hätte ich mir vielleicht einen "traurigen Gesichtsausdruck" zusammengereimt, wenn ich diese Bücher gelesen hätte. Oder ein "Gesicht, wie auf einer Beerdigung".

    #7Verfasserzacki (1263445)  07 Jun. 23, 09:10
    Kontext/ Beispiele

    funeral, funereal

    These words have related meanings, but funeral (FYOO-nuhr-uhl) usually means "burial rites," whereas funereal (fyoo-NEER-i-uhl) has an additional and more regularly intended meaning of "sad," "doleful," and "gloomy" (a funereal expression on her face).

    Dictionary of problem words and expressions. Harry Shaw. 1975.

    https://problem_words.en-academic.com/685/fun...


    Kommentar

    It's not a massively common word but I wouldn't say it's rare. The OED places "funereal" in Frequency Band 4: "Such words are marked by much greater specificity and a wider range of register, regionality, and subject domain than those found in bands 8-5. However, most words remain recognizable to English-speakers, and are likely be used unproblematically in fiction or journalism."

    It's one of many possible adjectives that you could place before "expression" with this meaning (gloomy, miserable, glum, lugubrious, melancholy, mournful, sad expression), and it could be followed by various nouns (funereal pace, funereal tones). So it's hard to compare with a fixed phrase such as Leichenbittermiene.

    #8VerfasserCM2DD (236324) 07 Jun. 23, 12:39
    Kommentar

    Todtraurig kommt mir für funereal in den Sinn...

    #9VerfasserAchim Almschreck (1359109) 07 Jun. 23, 22:45
    Kontext/ Beispiele

    https://www.dwds.de/wb/tod-

    tod-

    Grammatik: Affix

    Wortbildung  mit ›tod-‹ als Erstglied: todböse, todschick

    emotional, drückt in Bildungen mit Adjektiven eine Verstärkung aus: sehr


    https://www.dwds.de/wb/todtraurig



    Kommentar

    "todtraurig" hat aber nichts mit Beerdigungen zu tun, "tod-" ist hier eine Vorsilbe mit der Bedeutung "sehr" wie in todschick, todernst, todsicher, todmüde, todunglücklich, todlangweilig ...

    #10VerfasserMiMo (236780) 09 Jun. 23, 05:35
    Kommentar

    #10: "todtraurig" hat aber nichts mit Beerdigungen zu tun...


    Nur wenn man den Anspruch etymologischer Passgenauigkeit hat. In der Sprachverwendung sind allerdings Bedeutung und Idiomatik die relevanteren Kriterien. Auch du wirst auf Beerdigungen schon todtraurig schauende Menschen gesehen haben.

    #11VerfasserAchim Almschreck (1359109) 09 Jun. 23, 11:22
    Kommentar

    I don't like funereal expression or doleful expression on the English side and think that either they need replacing with a description, or a different English collocation.


    Neither funereal expression or doleful expression is a fixed collocation in English for this kind of facial expression, which is implied by the relatively few google results and confirmed by the other native speakers in this thread (CM2DD in #8) and the other (Siehe auch: Trauermiene - funereal expression).


    Of all the suggestions made here and there, I most prefer long face, which is the most idiomatic way of expressing this in only two words in English, although obviously you lose the funeral/funereal connection.

    #12Verfasserpapousek (343122) 09 Jun. 23, 11:40
    Kontext/ Beispiele

    Brockhaus Deutsches Wörterbuch erklärt "todtraurig" als: "(emotional verstärkend) sehr, außerordentlich traurig"; Muret-Sanders übersetzt es als "colloq. desperately sad", andere WB schlagen "sad; very sad; sad as (sad) can be; being in a funk (colloq., AE) vor.

    Kommentar

    --> #11


    Schlampige Sprachverwendung gibt es allenthalben, aber man muss sie nicht noch unterstützen. Auf Beerdigungen trifft man eher tief trauernde Menschen; todtraurige Leute sieht man massenhaft, wenn ihre Fußballmannschaft abgestiegen ist oder ihre Partei die Wahl verloren hat.


    #13VerfasserMiMo (236780)  09 Jun. 23, 15:58
    Kommentar

    zu #13: MiMo, dass du mit meiner Assoziation (#9) nichts anfangen kannst, habe ich (und mutmaßlich auch alle anderen) verstanden. Aber bitte versuche doch nicht, in diesem Faden mit Zähnen und Klauen (und standig wechselnden Argumenten) deine Sicht der Dinge als einzig akzeptable durchzkämpfen. Du hast deine Sicht deutlich artikuliert. Das heißt allerdings nicht, dass alle sie teilen müssen und abweichende Pespektiven als "schlampige Sprachverwendung" diskreditiert werden müssen. Ich fange auch nicht an, dich des Alterstarrsinns zu zeihen.

    #14VerfasserAchim Almschreck (1359109) 11 Jun. 23, 17:30
    Kommentar

    ---> Achim Almschreck:


    Ich habe nichts dagegen, wenn Du mich des "Altersstarrsinns zeihst". Schließlich bin ich 80 Jahre alt und und meine "Sicht der Dinge" beruht auf einer gewissen Lebenserfahrung und hat sich im Laufe der Jahre herausgebildet und bewährt. Und wie jeder Mensch darf ich meine Sicht darstellen und auch verteidigen, wobei ich es m.M.n. nicht "mit Zähnen und Klauen" tue, sondern mit Lippen und Fingerspitzen ...


    Für den/die, der/die von meiner Sicht der Dinge nichts wissen will, gibt es bei LEO zwei einfache Methoden, sein Missfallen loszuwerden:

    1) Einfach keinen LEO-Beitrag mehr zu lesen, der von MiMo verfasst ist, oder

    2) per PM MiMo kräftig die Meinung zu sagen oder die Leviten zu lesen.


    Ceterum censeo: Wenn die Sprache es ermöglicht, in der Beschreibung zweier verschiedener Gemütszustände einen Unterschied zu machen, also etwa zwischen dem Traurigsein eines Fußballfans über die Niederlage seins Clubs und der Trauer eines Mannes über den Verlust seiner lebenslangen Gefährtin, dann sollte diese Möglichkeit der Unterscheidung und Differenzierung nicht (aus Bequemlichkeit? aus Gleichgültigkeit?) eingeebnet werden. Doch ich weiß: "'Die Sprache ist die Ursache vieler Missverständnisse', sagte der Fuchs."

    #15VerfasserMiMo (236780) 12 Jun. 23, 05:39
    Kommentar

    Ja, ich glaube ich verstehe den Unterschied. Ein Kind ist todtraurig wenn sein Kaninchen stirbt oder es doch nur eine Vier wurde im Zeugnis. Trauern über den Tod (eines Angehörigen) ist was ganz anderes. Das käme mir ein wenig flapsig vor, wenn ich sage jemand ist todtraurig weil seine Mutter starb.


    Eine Verstärkung mit tod gibt es häufiger:


    todmüde

    todschick

    todernst

    todlangweilig

    todunglücklich


    fallen mir da ein.


    Aber zum Thema: Leichenbittermiene finde ich etwas altmodisch. Sagt das heute noch jemand?


    #12: I most prefer long face,


    das geht noch länger: Siehe Wörterbuch: to have a face as long as a fiddle



    #16Verfasserzacki (1263445) 12 Jun. 23, 12:11
    Kontext/ Beispiele

    Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen (...) Jeder Mensch hat seinen Platz im Buch Gottes, keiner unserer Tage ist ihm unwichtig, wo wir am elendesten leiden, uns allein fühlen, todtraurig sind, da leidet Gott mit uns mit, da lässt er uns nicht allein.

    https://bibelwelt.de/nach-dem-gewitter-laesst...


    Man hatte Jesus verhaftet, vor Gericht gestellt und wegen Gotteslästerung zum Tod verurteilt. Mit seinem Kreuzestod waren auch alle Zukunftspläne derer zunichte gemacht, die ihm als Jünger und Jüngerinnen gefolgt waren – und die dafür viel aufs Spiel gesetzt hatten. Was blieb anderes übrig, als nun mit dem Gekreuzigten todtraurig zugleich die eigenen Hoffnungen würdevoll zu bestatten. Darauf waren Maria und die anderen eingestellt – ganz gewiss nicht darauf, mit einem lebendigen Jesus konfrontiert zu werden...

    https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/divers...

    Osterpredigt des Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, 2020


    Sie wussten, sie werden in dem nächsten halben Jahr oder Jahr sterben, aber trotzdem haben wir niemanden erlebt in dieser Situation, der dann todtraurig durch den Wald gelaufen ist. Sie waren in der Regel innerlich gelöst.

    https://taz.de/Nachruf/!1309460/


    Noch am Abend, als der Tod Seelers bekannt gegeben wurde, fuhr der HSV-Fan zum Ehrendenkmal, dem eisernen Uwe-Seeler-Fuß vor dem Volksparkstadion, und verabschiedete sich von seinem Idol. "Ich bin wirklich todtraurig, denn so einen Menschen ohne Starallüren und Skandale wird es heute in diesem Sport so schnell nicht wiedergeben."

    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/hambu...


    Fassungslos steht Karin Ulbrich vor der Urnenstele, die die Asche ihres vor dreieinhalb Jahren verstorbenen Mannes enthält: „Ich bin todtraurig“, sagt sie, und Tränen schießen ihr in die Augen.

    https://www.die-glocke.de/lokalnachrichten/gr...


    Die ganze Platte ist Lemmy gewidmet! Ich war todtraurig und bin zu seiner Beerdigung nach Los Angeles geflogen.

    https://www.frankenpost.de/inhalt.veranstaltu...


    ...in der Kirche von Lengede. Dort haben sich die Angehörigen der Bergleute zum Gottesdienst versammelt. Manche sind todtraurig, weil sie bereits wissen, dass ihnen das Unglück einen geliebten Menschen genommen hat.

    http://www.buntekirche.de/gottesdienste/hausg...


    ... Sonne (...) Sie scheint auch auf das Grab, an dem wir trotz Sonne todtraurig stehen.

    https://kirchen-rahnsdorf-schoeneiche.de/wp-c...


    Da steht Maria, eine von seinen Jüngerinnen, todtraurig am Grab Jesu. All ihre Lebensträume scheinen geplatzt. Sie kommt sich vor, als sei ihr Leben nur noch Vergangenheit. Und dann begegnet ihr der Auferstandene, erzählt die Bibel.

    https://www.ekiba.de/detail/nachricht-seite/i...

    Kommentar

    #16: Ein Kind ist todtraurig wenn sein Kaninchen stirbt oder es doch nur eine Vier wurde im Zeugnis. Trauern über den Tod (eines Angehörigen) ist was ganz anderes.


    Ja, das kann man sich so zurechtreimen. Doch grau ist all solche Sprachtheorie. Denn in der Realität gibt es einen anderen - keineswegs flapsigen - Sprachgebrauch im Zusammenhang mit Todesfällen lieber Menschen. Auf Beerdigungen und Trauerfeiern ist "todtraurig" oft zu hören; siehe einige Beispiele oben.

    #17VerfasserAchim Almschreck (1359109) 12 Jun. 23, 14:46
    Kontext/ Beispiele

    https://www.dwds.de/wb/todtraurig

    todtraurig

    Synonyme: niedergeschmettert - todunglücklich - zu Tode betrübt - kreuzunglücklich ugs. 


    https://www.dwds.de/wb/tieftraurig

    tieftraurig

    Synonyme: bedrückt - bekümmert - betrübt - ein Häufchen Elend (sein) - freudlos - gedrückt - kummervoll - nicht aufzuheitern - niedergedrückt - niedergeschlagen - trübselig - trübsinnig - unglücklich - geknickt ugs. - verzagt geh.

    Kommentar

    Warum wohl sind für DWDS "todtraurig" und "tieftraurig" keine Synonyme?

    #18VerfasserMiMo (236780)  12 Jun. 23, 15:45
    Kommentar

    MiMo, du darfst gerne das letzte Wort in diesem Faden haben und deine These zur Bedeutung und Verwendung gleich abermals bekräftigen. Dass dir die auf der DWDS-Seite präsentierten, vom "Laienlexikon";-) OpenThesaurus übernommenen Synonymlisten aussagekräftiger erscheinen, als reale Sprachverwendungen enttäuscht mich aber nachhaltig.

    #19VerfasserAchim Almschreck (1359109) 12 Jun. 23, 16:46
    Kommentar

    Natürlich haben auch Menschen mit geringem sprachlichen Feingefühl das Recht, auf Beerdigungen Ausdrücke wie "todtraurig" zu verwenden und solche Ansprachen dann drucken oder ins Internet stellen zu lassen. Aber man sollte sie deshalb doch nicht unbedingt als Vorbild nehmen,


    Wenn man in den Zitaten von #17 statt "todtraurig" "in tiefer Trauer" schreibt, dann klingen die Aussagen ernster, würdiger, dem betrüblichen Anlass entsprechender.


    Wenn ich mir vorstellte, dass Jesu Jüngerinnen auf Golgatha oder Marjam von Magdala vor seinem Grab nur todtraurig gewesen waren und nicht "voller Trauer" oder "in tiefer Trauer" oder "tieftraurig", dann verstünde ich nicht die durch die Jahrhunderte von der christlichen Kunst und Dichtung überlieferte Erschütterung und Ergriffenheit, die ihre Trauer in den Gläubigen auslöste. Diese Frauen waren todsicher mehr als nur "todtraurig" ...

    #20VerfasserMiMo (236780) 12 Jun. 23, 17:49
    Kommentar

    Entschuldigung, dass ich noch einmal dazwischenfunke, aber zackis on-topic-Nachfragein #16 ist noch unbeantwortet:


    #16: Leichenbittermiene finde ich etwas altmodisch. Sagt das heute noch jemand?


    Auch ich hätte das Wort als "veraltend" eingeschätzt, da mir das Wort schon länger nicht mehr in freier Wildbahn begegnet ist. Die DWDS-Zeitungsverwendungsgrafik (einschließlich der Korpusbelege) würde diesem Gefühl entsprechen: Dort sieht man eine rege Verwendung von Mitte der 1970er bis Mitte der 1990er Jahre und einen seit Mitte der 1980er Jahre laufend nachlassenden Gebrauch. Googles Buchzählungen kommen indessen zu einem ganz anderen Befund: Demnach hat die Verwendung seit Anfang des 3. Jtsds. besondere Konjunktur (wie auch die Falschschreibung der "...mine"). Einzelkorpora des DWDS zum 21. Jh. scheinen das zu bestätigen: Vgl etwa https://www.dwds.de/r/?corpus=tsp;q=Leichenbi... (nach Anm.).


    Für das letzte Wort zu "todtraurig" müsstest du noch einmal nachlegen, MiMo...

    #21VerfasserAchim Almschreck (1359109) 12 Jun. 23, 19:07
    Kontext/ Beispiele

    A.

    Adjektivkomposita mit dem Erstglied Tod

    Adjektivische Komposita werden mit dem Erstglied Tod gebildet, das auch hier wieder eine verstärkende Wirkung hat. Viele dieser Wortbildungen sind eher umgangssprachlich: todunglücklich, todmüde, todbereit, todblass, todbleich, todelend, todernst, todkrank, todschick, todsicher, todtraurig, todwund, todmatt

    https://www.korrekturen.de/sprachleben/rechts...

    (umgangssprachliche Wörter habe ich unterstrichen /MiMo)

     

    B.

    Bipolare Störung: Zwischen euphorisch und todtraurig

    31.03.2023 ∙ Hamburg Journal ∙ NDR

     

    DJ Avicii: „König der Euphorie“ und todtraurig

    Er war der „König der Euphorie“, zugleich höchst empfindsam und phasenweise todtraurig

     

    C. 

    25. Mai 2023 Redaktion (ts) Vogelsberg 0

    Todtraurig, nachdenklich, zum Schmunzeln und wunderschön

    Stefan Weiller präsentiert sein Solo-Programm „Letzte Lieder“ im Kupfercube der Villa Raab – 15. Juni, 19 Uhr

    ALSFELD/VOGELSBERGKREIS

    (...)  Autor und Hörbuchregisseur Stefan Weiller (...) wird am 15. Juni im Kupfercube der Villa Raab auftreten und seine Gäste an seinen Erlebnissen und Einsichten teilhaben lassen. Und diese sind – was angesichts des Themas Tod erwähnenswert ist – längst nicht nur todtraurig, sondern auch zum Totlachen oder zumindest zum Schmunzeln, zum Kopfnicken, zum Selbstnachdenken.

     


    Von witzig bis todtraurig: Das läuft im April im Scharoun-Theater ...

     

    Kommentar

    Das Wort "todtraurig"

    A. ist ein umgangssprachliches Wort, das für den Gebrauch zur Schilderung einer tiefen Trauer zu oberflächlich, zu salopp wirkt;


    B. dient auch zur Beschreibung der depressiven Stimmung eines Menschen mit bipolarer Veranlagung; diese Stimmung ist endogen (sie entsteht in der Psyche eines Menschen aufgrund einer autogenen Stoffwechselstörung (Zyklothymie)) und ist keine Trauer als Reaktion auf den Tod eines vertrauten Menschen; ("himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt ...")


    C. wird benutzt, um die Stimmung schwermütiger / sehr ernster / sehr melancholischer Gedichte und Lieder zu bezeichnen; diese "todtraurige Stimmung" ist aber meist nicht das Ergebnis echter Trauer, sondern eine poetische Fiktion, ein "so alsob".


    Die tiefe Trauer bei der Bestattung eines lieben Menschen wird durch "todtraurig" unzureichend benannt.

    #22VerfasserMiMo (236780)  12 Jun. 23, 22:55
    Kommentar

    MiMo, ich wollte dir wirklich das letzte Wort gönnen, aber du schaffst es leider nicht, deine Meinung als solche zu formulieren. Stattdessen eine um die andere, apodiktische Wahrheit - die so leider der Gegenrede bedarf:


    ##2: Die tiefe Trauer bei der Bestattung eines lieben Menschen wird durch "todtraurig" unzureichend benannt.

    ... meint unser MiMo.

    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, zahlreiche weitere Theologen und Trauerredner sowie tieftrauernde Menschen sehen das freilich anders (vgl. beispielhaft #17).

    #23VerfasserAchim Almschreck (1359109) 12 Jun. 23, 23:19
    Kommentar

    Meine "Meinung" habe ich doch schon ab #10 kundgetan. (In #1 ist mir übrigens vor 15 Jahren ein Tippfehler unterlaufen, den ich nicht mehr korrigieren konnte, weil Claudia so schnell reagierte.)


    "Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz*, zahlreiche weitere Theologen und Trauerredner" sind meiner Meinung nach nicht sonderlich kompetent in Sachen des guten deutschen Stils. Salbungsvoll oder bombastisch klingende oder frömmelnde Sprache reicht da nicht aus. In den letzten 65 Jahren habe ich kaum geistliche oder weltliche Trauerredner erlebt (10 Jahre auch als Ministrant bei kirchlichen Beerdigungen), die bei diesem Anlass Worte fanden, die der Trauer der Hinterbliebenen gemäß waren. (Viele Theologen sind auch nicht sonderlich kompetent in Sachen guter Ausdruck ihrer Lehr- und Leersätze. Nicht umsonst hat schon Jesus von Nazareth seine Jünger vor den Schriftgelehrten gewarnt und sie gemahnt, sie sollten sich klar ausdrücken und nicht oberflächlich daherreden "wie die Heiden".)


    *Dr. Riedl, weiland mein Lehrer für Deutsch, Latein und Griechisch am Humanistischen Gymnasium, hätte im Text fast jeder Rede oder Predigt von vorsitzenden Bischöfen Ausdrücke rot angestrichen und bemerkt: "Schwammig, leeres Schlagwort, hohle Phrase, Binsenweisheit, Floskel, Gerede ohne tiefere Bedeutung, Sprachhülse, nichtssagende Redensart, Platitude, Leerformel, Nebelwort, Worthülse" ...


    Das ist nun mein definitiv letztes Wort in LEO zu "todtraurig". Ich freue mich aber aufrichtig, dass ich immer noch dein (oder euer?) MiMo bin ...

    #24VerfasserMiMo (236780)  13 Jun. 23, 05:42
    Kommentar

    Also meiner Meinung nach können "Trauer" und "traurig" ruhig gleiche Wortstämme haben, sind aber doch nicht wirklich verwandt. Zur Trauer gehört mehr als nur traurig zu sein; selbst "tieftraurig" oder "todtraurig", das sehe ich jetzt aber eher von der psychologischen Seite als von der sprachlichen.


    "traurig" und "Trauring" sind ja auch nicht verwandt.

    #25Verfasserm.dietz (780138) 22 Jun. 23, 12:57
     
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